Langfristig – Nachhaltig – Erfolgreich

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Was Anleger aus der Coronakrise lernen können

Langfristig erfolgreich Anlegen entpuppt sich gerade in Krisenzeiten als eine herausfordernde Aufgabe. Und wie so oft steht sich dabei der Anleger manchmal selbst im Weg. Es gehört zur Natur der crashartigen Kursstürze, dass die Ratio von Emotionen und der Angst vor Verlusten abgelöst wird. Die Quelle der typischen Behavioral Finance-Fallen sind dann auch schnell erkannt: Unsicherheit führt in den meisten Fällen zu irrationalen und in der Folge suboptimalen Anlageentscheidungen. Langfristige Anleger sind deshalb erfolgreicher, weil sie ihren Anlagehorizont bewusst längerfristig wählen und damit für die Bewertung ihrer Anlagen nicht nur kurzfristige Faktoren berücksichtigen. Dabei fällt auf, dass die heutige Finanzanalyse nur selten längerfristige Faktoren berücksichtigt. Eine Integration von langfristig relevanten ESG- Faktoren in die Finanzanalyse hilft dem Investoren, sich ein vollständigeres Bild einer potenziellen Anlage zu machen. Dabei zeigt sich, dass Nachhaltigkeit eine positive Auswirkung auf das Risiko-Rendite Verhältnis hat. Aus verschiedenen Studien ist bekannt, dass sich nachhaltige Portfolios in der Vergangenheit stabiler verhalten haben. Dieser Vorteil ist auch bei den aktuellen, durch die Coronakrise verursachten, Marktschwankungen erkennbar. Doch nicht jedes nachhaltige Portfolio kann gleich brillieren. Anleger müssen auch hier klare Regeln befolgen.

Aktien

Eine Grundregel bei der Vermögensanlage lautet, dass eingegangenes Risiko (Volatilität) adäquat entlohnt werden sollte. Ein Blick in die Börsenhistorie verdeutlicht, was das bedeutet. In den letzten 30 Jahren erzielten US-Aktien bei einer Schwankungsbreite von 16% eine Gesamtrendite von rund 11% p.a. Eine Branchenbetrachtung zeigt, dass weniger nachhaltige Branchen in der Regel ein unvorteilhafteres Risiko-Rendite Verhältnis aufweisen. Z.B. brachten Ölunternehmen, welche eine desaströse CO2 Bilanz vorweisen und hohe Umweltgefahren bergen, mit 10% Durchschnittsrendite zwar ähnliche Ergebnisse wie der Gesamtmarkt, dies jedoch mit einer Volatilität von 21%. Bei Fluglinien, deren Betrieb ebenfalls nachweislich klimaunfreundlich ist, liegt das Verhältnis mit 6% Rendite bei einer Volatilität von 31% noch schlechter. Eine Auswertung der höchsten Tagesverluste in diesen 30 Jahren präzisiert diese Beobachtung. Während der Gesamtmarkt mit -12% den grössten Tagesverlust im Betrachtungszeitraum aufweist, liegen Erdölunternehmen bei -19%, Tabakgesellschaften bei -21% und Luftfahrtgesellschaften bei -32% Tagesveränderung. Im Jahr der Finanzkrise 2008 zeigte auch der breite Aktienmarkt hohe Volatilitäten. Der S&P 500 Index z.B. wies einen Wert von 40% aus. Luftfahrtunternehmen brachten es jedoch auf 52%, Öl- und Gasproduzenten auf 56% und Erdölservicedienstleister auf 67% Volatilität.

Unternehmensanleihen

Schwenkt man den Blick auf die Anlageklasse der Unternehmensanleihen, bestätigen sich die Beobachtungen am Aktienmarkt. Die bittersten Jahre für deren Besitzer in den letzten 20 Jahren waren 2008, 2018 und das bisherige 2020.
In all den genannten Jahren zeigten sich Branchen als überdurchschnittlich volatil, die aus Sicht einer nachhaltigen Anlagestruktur tendenziell nicht zu berücksichtigen sind. 2008 waren das sicherlich die Anleihen der Luftfahrtgesellschaften, die trotz Investment Grade Rating das Jahr mit einem durchschnittlichen Verlust von über 20% beendeten. 2018 zeigten sich Anleihen von Tabakgesellschaften besonders schwach mit Verlusten von etwa -7% und im aktuellen Kalenderjahr sind es die Anleihen von Fluggesellschaften und Ölproduzenten, die zweistellige Kursverluste aufweisen, während der Gesamtmarkt nur marginale Verluste zu verzeichnen hat.

Fazit

Will man als Investor langfristig erfolgreich sein, fährt man mit einer nachhaltigen Anlagestrategie besser. Gerade in Krisenzeiten, wenn klassische Verhaltensmuster die Ratio der Anleger meistens überfordert, helfen nachhaltige Anlagen, mehr Stabilität und Vertrauen ins Portfolio zu bringen. Damit werden klassische Fehler der Behavioral Finance-Theorie vermieden: In Panik zu verkaufen, nur um den Wiedereinstieg zu verpassen. Das Resultat sind dann Renditen, welche weit hinter den möglichen Performances zurückliegen. Bleiben Sie also investiert, und das nachhaltig!

Vorstehende Angaben eignen sich zu Informations- zwecken und ersetzen nicht die Beratung, einen Anlagevorschlag oder eine Empfehlung der BLKB.

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Björn Weigelt
Investment Specialist bei BLKB
Björn Weigelt ist Investment Specialist bei der BLKB. Er unterstützt die Kundenberatenden in allen Themen rund um die Finanzmärkte und bei Fragen zu den BLKB Anlagelösungen.

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