Eine saubere Lieferkette lohnt sich
Diesen Monat jährt sich zum fünften Mal die Brandkatastrophe in der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch. Der Einsturz des Gebäudes forderte damals über 1000 Tote. Die Fabrik stellte vor allem für westliche Unternehmen Kleider her. Seither haben viele Kleidermarken geholfen, die Sicherheitsvorkehrungen bei Lieferanten substanziell zu verbessern. Weitere Anstrengungen sind aber notwendig.
Markenwert hängt von Reputation ab
Nebst rein ethischen Gesichtspunkten sprechen auch wirtschaftliche Aspekte dafür, als Anleger bei Aktien im Bereich der Bekleidungsbranche Umwelt- und Sozialaspekte zu prüfen. Design und Marke, also immaterielle Werte, sind zentrale Treiber des Unternehmenswerts. Entsprechend sind Negativschlagzeilen zu Arbeitsbedingungen schlecht für ein Unternehmen. Gleichzeitig führen Lieferunterbrüche aufgrund von Unfällen oder Streiks zu Umsatzeinbussen. Eine nachhaltig funktionierende Lieferkette ist also Teil einer guten Unternehmensführung.
Millennials verlangen Nachhaltigkeit
Auch Konsumenten fragen vermehrt nachhaltige Produkte nach. Die wichtige Kundengruppe der Millennials sind dabei wichtige Gradmesser für die Unternehmen. Laut einer von McKinsey miterstellten Studie sind global 66% der Millennials bereit, für umwelt- und sozialverträglichere Produkte mehr zu bezahlen. Und gemäss dem in der Schweiz ansässigen Oeko-Tex-Verband achten 69% der befragten Millennials auf Produkteigenschaften wie «umweltfreundlich» oder «nachhaltig».
Unternehmen werden nachhaltiger
Grosse börsennotierte Player im Bekleidungsbereich, beispielsweise die spanische Inditex mit Marken wie Zara und Massimo Dutti, Hennes & Mauritz (H&M) und Adidas, haben dies erkannt. Inditex unterscheidet sich mit seinem Geschäftsmodell von seinen Konkurrenten. Ein grosser Teil der Produkte wird in Spanien und Portugal produziert. Dies ermöglicht eine schnellere Umsetzung von Modetrends und senkt die sozialen Risiken, da die Arbeitsbedingungen in Europa besser reguliert sind. Bei H&M und Adidas wird die Einhaltung der unternehmenseigenen Umwelt- und Sozialkriterien weltweit durch spezialisierte Mitarbeitende überwacht, unter anderem mit regelmässigen Prüfbesuchen. H&M arbeitet zudem an einem innovativen Programm, das bei Zulieferern Löhne sicherstellen soll, die sich an den konkreten örtlichen Lebenshaltungskosten orientieren. Die praktische Umsetzung gestaltet sich jedoch noch schwierig. Generell haben sich die Arbeitsbedingungen in den letzten fünf Jahren verbessert. Trotz der relativ strengen Überwachung werden aber immer wieder Verstösse festgestellt. Die Tätigkeit in Tieflohnländern bleibt risikobehaftet, und Modeunternehmen müssen starke Kontrollsysteme unterhalten. Diese Aspekte gilt es bei Investitionen in Unternehmen der Textilbranche entsprechend zu berücksichtigen.